Beim Aufräumen fiel mir jüngst das "Gebet in Volkes Not" von
Theodor Zöckler in die Hände:
O Gott, was unserm Volk du je gegeben
an Mut, an Kraft, an Geist, an hohem Streben,
was in den Besten unsres Volkes glühte,
was in den jungen Helden Funken sprühte,
was je bei uns geloht in heilgen Flammen,
das faß in eine Riesenglut zusammen!
Und laß in dieser Glut wie Spreu verbrennen,
was Deutsche jemals wollt' von Deutschen trennen.
Laß uns ein großes Wollen mit durchdringen
— all unser Sein zum Opfer darzubringen —
und wär's das letzte Fünklein, das wir hätten —
dem deutschen Volk, dem treuen, es zu retten.
Und willst du uns durch dunkle Tiefen führen,
es sei! Nur laß dies Flehn dein Herze rühren:
behüt uns jetzt vor schmählichem Verzagen!
Den kühnen Heldengeist laß nicht versagen,
daß bis zuletzt in diesem wilden Treiben
wir würdig unsrer Toten bleiben!
Und gib den Seelen, die so leicht ermatten,
den starken Glauben, den die Väter hatten,
die große Zuversicht, die siegsgewisse,
die, kühn durchbrechend alle Hindernisse,
es wagt, durch Wolken deine Hand zu fassen,
und fest vertraut, du wirst uns nicht verlassen!