Tieferer Tiefpunkt
Und schon wieder ein Jubiläum: Diesmal geht es allerdings um einen der Tiefpunkte der deutschen Geschichte. Vor 200 Jahren verlor ein vereinigtes preußisch-sächsisches Heer die Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt gegen die Franzosen. Nach dem Sieg war der Weg nach Berlin für Napoleon frei, der preußische König mußte nach Königsberg in Ostpreußen fliehen, nahezu alle preußischen Festungen ergaben sich. Dennoch ging der Krieg bis 1807 weiter: Preußen verlor im Frieden von Tilsit die Hälfte seines Territoriums, die Größe der Armee wurde auf 42.000 Mann beschränkt und obendrein mußten noch 120 Millionen Francs Reparationen an die Franzosen bezahlt werden.
Anstatt in Selbstmitleid und Depressionen über den Verlust der einstigen Größe und die schmachvolle Niederlage zu versinken, krempelte man in den kommenden Jahren in Preußen die Ärmel hoch. Dank Scharnhorst und Clausewitz wurde die militärische Führung reorganisiert, die Ausbildung und Ausrüstung der Soldaten verbessert und nach den neuesten Erkenntnissen reformiert, außerdem die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Die Stein-Hardenbergschen Reformen sorgten für Veränderungen in der Staatsorganisation, Gewerbefreiheit, Einführung der kommunalen Selbstverwaltung, Gleichberechtigung für die jüdischen Preußen und die Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern. Unter Wilhelm von Humboldt wurde das Bildungssystem reformiert: Der Humanismus galt als Leitbild, ein einheitliches Bildungssystem wurde etabliert und die Humboldt-Universität in Berlin gegründet.
Zwar waren nicht alle Reformen von Erfolg gekrönt, bereiteten aber den Weg für den Sieg über Napoleon 1813/15 und den Aufstieg Preußens und Deutschlands im 19. Jahrhundert.
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